Joshi (ZSK)
„Wir machen diese Band ja nicht nur, um Musik zu machen…“


Samstagnachmittag, Sonnenschein, Freunde um sich, ein kühles Sterni Hanf-Radler in der Hand und das Konzert einer der Lieblingsbands vor den Augen. Was könnte schöner sein? Vielleicht die Tatsache, dass sich von eben dieser Band, ZSK, dessen Sänger Joshi dazu bereit erklärt hat, sich ein wenig Zeit für ein Interview zu nehmen. Zu ZSK muss man eigentlich nicht mehr viel sagen: Seit einem Vierteljahrhundert machen sie mittlerweile mit ihren eingängigen Punkrock-Melodien die Bühnen dieser Welt unsicher und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Joshi erzählte mir unter anderem, wie sich Konzerte nach der langen Zwangspause so anfühlen und für wen er sich vielleicht Gliedmaßen abschneiden würde. Außerdem sprachen wir darüber, was ZSK ausmacht, Verschwörungstheorien und die ein oder andere lustige Anekdote aus dem Leben auf Tour verriet er ebenfalls.



R: Endlich ist es soweit und man kann euch seit Ende März wieder live bestaunen. Wie war das nach so langer Zeit endlich wieder auf Tour gehen zu können?

J: Derzeit ist wirklich jeder Abend für uns total der Flash. Das ist überhaupt nicht so, dass man eine Show spielt und dann ist alles wie immer, sondern das ist immer noch total das Erlebnis endlich wieder auf der Bühne zu stehen mit den ganzen Leuten. Das ist schon wunderschön. Es freut mich sehr, dass wir alle hier, im Grunde genommen, die Pandemie ganz gut überstanden haben. Vor allem auch die Clubs. Am Anfang dachte man ja, dass ein extremes Clubsterben droht, aber mein Eindruck von all den Leuten, mit denen wir sprechen, ist, dass durch die ganzen Fördergelder, die dann startklar gemacht wurden, die Clubs schon ganz gut durchgekommen sein. Das freut mich sehr.

R: Ich habe aber leider auch schon von anderen gehört, dass es auch jetzt im Nachhinein noch sehr schwierig werden könnte…

J: Ja, keine Frage. Die Leute sind mit Konzerten und so noch sehr zögerlich, aber ich glaube, das wird sich jetzt sehr bald einpendeln. Hoffentlich.

R: Hoffen wir es. Bei euch war aber mit Corona ja auch nicht alles schlecht. Ihr habt mit „Ich habe besseres zu tun“, einem Song, den ihr dem Virologen Christian Drosten gewidmet habt, plötzlich sehr viel mediale Aufmerksamkeit bekommen und euer aktuelles Album „Ende der Welt“ stieg auf Platz 3 der Albumcharts ein. Habt ihr mit solch einem Erfolg gerechnet? Spürt man da schon beim Schreiben der Songs: „Das Ding könnte geil werden?“

J: Ich sag es mal so: Wir packen keinen Song auf das Album, von dem wir nicht selbst das Gefühl haben, der ist richtig geil. Aber wie doll das dann einschlägt, liegt dann nicht mehr in deiner Hand. Du kannst natürlich noch die Singles aussuchen. Die Songs, bei denen du eine Single machst und ein Video dazu, bekommen natürlich mehr Aufmerksamkeit, aber der Rest liegt in den Händen der Fans. Wir sind einfach total froh und glücklich, dass alle die Platte so gut finden. Es war für uns natürlich sehr, sehr hart, dass man dieses Wahnsinns-Album rausbringt und normalerweise gehst du damit dann auf Tour und das konnten wir nicht. Aber das holen wir jetzt grad alles nach und es ist wunderschön, wie die Leute das alles mitsingen. Es gibt ja viele Bands, da hören die Leute die alten Platten total gern und die neuen Sachen gehen voll unter. Das ist bei uns überhaupt nicht so und das freut mich total. Das aktuelle Album ist das Album, das wir bisher am besten verkauft haben und alle finden das gut.

R: Das könnte daran liegen, dass ihr euch doch immer sehr, sehr treu geblieben seid. Natürlich sind die neueren Sachen auf eine gewisse Art und Weise „poppiger“, aber es ist an sich ja immer noch die gleiche Musik, wie ihr sie zu Beginn gemacht habt.

J: Ja, ich glaube die Leute wertschätzen einfach, was wir da tun. Wobei wir auch manchmal gar nicht so genau wissen, was wir da tun, sondern das machen, wonach es sich gerade anfühlt. Aber das scheint zu funktionieren und solange dann noch ein paar Leute zu den Shows kommen, sind wir einfach nur glücklich, was uns Punkrock für unser Leben da schenkt. Das ist einfach schön. Wir wissen, dass es ein riesiges Privileg ist, eine Band 25 Jahre zu machen und immer noch hier zu stehen. Extrem viele Bands, die damals, als wir angefangen haben, um uns herum waren, gibt es einfach nicht mehr. Wir wissen, dass das etwas ganz Besonderes ist und sind da sehr dankbar für.

R: Als ihr damals Christian Drosten die LP mit seinem Song übergeben habt, hat er auch zugesagt, den Song mal mit euch live zu performen. Wie sieht es da denn mittlerweile aus? Ist schon etwas in Planung?

J: Ja, da waren wir auch sehr überrascht. Aber er sagt ganz klar, dass er das erst machen kann, wenn die Pandemie wirklich rum ist und noch nicht jetzt, wo sich immer mal wieder Leute auf Konzerten infizieren und das verstehe ich auch total. Er würde sich dann ja auch sehr angreifbar machen und die haben ihn ja eh voll auf dem Kieker. Aber irgendwann werden wir das machen. Ich muss wirklich sagen, er ist einfach ein ganz netter, angenehmer und toller Mensch. Von daher macht es mich noch wütender, dass er so von durchgeknallten Reichsbürgern, Querdenkern, wie auch Nazis und AfDlern so extrem attackiert wird. Das macht mich echt richtig wütend.

R: Zu Recht. Alleine deswegen habe ich die Aktion mit dem Song damals auch extrem gefeiert.

J: Das war ja eigentlich nur als Spaß gedacht und hat sich dann so verrückt entwickelt. Das hätten wir ja auch nie gedacht. Ich fand es auch schön, wie uns extrem viele Krankenschwestern und Pfleger und Ärzte und so geschrieben und sich bedankt haben, dass wir da etwas Positives und Unterstützendes in die Welt gebracht haben, weil die halt einerseits mit einer Pandemie und ganz vielen Toten zu kämpfen hatten und andererseits so angefeindet wurden. Da war das für die Leute voll der Lichtblick. Das war total schön.

R: Heute heißt es leider auch Abschied nehmen. Euer Gitarrist Ace spielt heute sein letztes Konzert mit euch und wird danach leider die Band verlassen. Wieviel Wehmut spielt da heute mit und ist denn schon geklärt, wie es danach weitergehen wird?

J: Ja, das ist natürlich sehr traurig. Wir hatten eine wundervolle Zeit mit ihm und haben viele Abenteuer zusammen erlebt: die Russland- und die Israel-Tour zum Beispiel. Das war schon echt total verrückt, das gemeinsam durchgemacht zu haben. Und natürlich gibt es auch schon einen neuen Gitarristen, der ab nächster Woche spielt. Er heißt Arne, ist eine richtig coole Sau und wir freuen uns voll auf ihn. Er war jetzt schonmal ein Wochenende mit und hat ein paar Songs live gespielt.

R: Auf Punkkonzerten passieren ja gerne mal die wildesten Dinge und ihr seid ja jetzt auch schon ein paar Jahre auf den Bühnen dieser Welt unterwegs. Was ist denn so das Verrückteste, dass bei einem eurer Konzerte jemals passiert ist?

J: Oh Gott, das Verrückteste? Es passieren immer mal wilde Sachen. In Bremen habe ich zum Beispiel neulich eine Ansage gemacht und gefragt, wer denn die weiteste Anreise zu dem Konzert hatte. Irgendwer hatte sich dann gemeldet und gemeint, er wäre von Köln nach Bremen gefahren. Der hatte schon ganz schön getrunken. Ich dachte, der verarscht uns. Dann habe ich ihn auf die Bühne geholt und gesagt „Gib mal dein Handy“ und dann haben wir seine Frau in Köln angerufen und ich habe das dann an das Mikro gehalten. Dann ging sie ran und meint „Hallo, Schatz. Alles in Ordnung?“ und ich so „Ja, Joshi hier von ZSK. Ich wollte nur kurz fragen, ob dein Mann aus Köln kommt.“ und sie so „Ähm, ja?“ und dann haben alle gefeiert. Das war schon witzig.
Ansonsten erleben wir ganz viele kleine und große Abenteuer. Den letzten Sommer, als es noch Festivals gab, 2019, haben wir regelmäßig nach den Open Airs, weil uns nach dem Auftritt auch immer ein wenig langweilig ist, gegoogelt wo das nächstgelegene Freibad oder Schwimmbad mit Außenbecken ist und sind hingefahren und dort eingebrochen und mit Band und Crew Nacktbaden gegangen. Sowas mag ich. Klar, könnte man da sagen „Sowas machen doch nur 15jährige.“ Aber mir doch scheiß egal! Das macht wirklich Spaß. Wir machen diese Band ja nicht nur, um Musik zu machen, sondern weil wir beste Freunde sind und Riesenfreude haben mit Leuten, die wir kennenlernen und Freunden, die zu Konzert kommen und unserer Crew und so lustige Sachen zusammen zu machen. Das war und ist immer schön.

R: Klingt auf jeden Fall nach einer Menge Spaß. Ihr steht wie wohl sehr wenige Bands in Deutschland für das politische Engagement gegen Rechts und soziale Ungerechtigkeit. War das von Anfang an euer Anliegen, als ihr ZSK gegründet habt, also wolltet ihr direkt als politische Band wahrgenommen werden oder ist das einfach mit der Zeit gewachsen?

J: Als wir sehr, sehr kleine Jungs waren, haben wir gesagt, wir gründen eine Punkband. Da ging es uns nur darum, irgendwie dabei zu sein, Krach zu machen und verrückten Quatsch zu singen. Aber wenn man Punkrock-Musik hört und auch die Texte und Cover liest, beziehungsweise sich in den Orten bewegt, wo Punkrock passiert - das war in Göttingen natürlich das linke Jugendzentrum - dann kriegt man ganz schnell Polit-Sachen mit und vieles davon erschien uns sehr schlau und logisch und richtig und dann hat sich das ganz schnell entwickelt. Aber wir sind natürlich nicht angetreten um die krasse Polit-Band zu werden. Ich würde auch sagen, auch jetzt, wo wir natürlich ganz klare Statements machen, sind wir nicht wie zum Beispiel Anti-Flag, bei denen 99 Prozent der Songs eine krasse politische Message haben. Viele Leuten denken, dass wir so krass ernst sind und nie mal lachen, aber ich meine, wir haben auch ganz viele Lieder über Liebe, Party, sonst was und das finde ich auch völlig korrekt. Unsere Konzerte sind schließlich auch keine Politikvorlesungen. Ich will einfach, dass alle gemeinsam Spaß haben und durchdrehen und gleichzeitig wünsche ich mir natürlich, dass wenn es drauf ankommt, all diese Leute natürlich auf der richtigen Seite stehen und das tun sie in den allermeisten Fällen dann natürlich auch. Ich finde außerdem immer, dass Politik und Antifa auch Spaß machen müssen. Das ist ganz wichtig, gerade, wenn man auf junge Leute zugehen will. Da kannst du nicht nur mit erhobenem Zeigefinger kommen, sondern die muss man auch irgendwie mitnehmen und so ist auch die „Kein Bock auf Nazis“-Kampagne konzipiert. Das ist ein ganz niederschwelliges Angebot, das wir machen, um junge Leute zu unterstützen, wenn sie sich schon gegen Nazis engagieren oder für das Thema zu mobilisieren, damit sie sagen „Ich feiere bei Rock im Park richtig krass und trotzdem haben ich und all meine Freunde einen Riesen-Hass auf die AfD. Und wenn es da etwas gibt, dann versuchen wir dagegen anzustehen.“ Das finde ich genau richtig und das ist völlig in Ordnung.

R: Ihr galtet eigentlich immer als Band, die positiv in die Zukunft blickt. Euer aktuelles Album heißt aber „Ende der Welt“ und durch die letzten Jahre, wo die Welt eigentlich von einer Katastrophe in die nächste schlittert, fühlt es sich ja auch ein bisschen so an. Ist die Hoffnung noch da oder seid ihr mittlerweile eher desillusioniert?

J: Nein, überhaupt nicht. Natürlich kannst du die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, was für schlimme Sachen die ganze Zeit in der Welt passieren, aber man muss auch sagen, das war früher auch schon so, dass immer ganz viel ganz furchtbar war und es wird auch in der Zukunft ganz viel geben, was ganz furchtbar ist. Aber ich denke immer, man darf nicht nur auf die Sachen schauen, die furchtbar sind. Man weiß, dass die da sind, aber man muss auf die Sachen schauen, die positiv sind. Denn dann geht’s. Das ist der ganze Trick. Schau dir an, wie groß dieses ganze „Fridays for Future“-Ding ist, wie viele Leute kommen, um irgendeinen Naziaufmarsch zu stoppen, also die ganzen Sachen, die auf der Welt passieren, wo man merkt, es gibt eine starke Zivilgesellschaft mit allen Facetten und ganz viele Menschen, die sich weiter für Menschenrechte einsetzen mit ganz viel Energie und ganz viel Kraft. Für die bin ich da und da ziehen wir mit. Dann hilft das nicht an der Welt zu verzweifeln. Klar, man könnte auch sagen „Das ist alles ein Fuck. Ich geh nicht mehr raus.“. Aber ich finde, das darf einem nicht passieren. Ich gebe niemals bei irgendetwas auf.

R: Das fällt mir persönlich zwar immer schwieriger, aber prinzipiell hast du damit natürlich komplett recht.

J: Es hilft doch alles nichts. Wir werden doch jetzt nicht sagen „Wir lassen das.“

R: Wer sich so deutlich positioniert, ist sicherlich auch einer Menge Hass von rechten Idioten oder irgendwelchen Internet-Trolls ausgesetzt. Wie geht ihr denn damit um: Reagiert ihr darauf oder ignoriert ihr das einfach?

J: Also bei irgendwelchen Morddrohungen oder so, da lachen wir uns kaputt drüber. Wir werden immer gefragt, ob wir denn Angst vor Nazis haben. Dann sage ich immer „Nein, Alter. Nazis haben Angst vor uns!“ Aber klar, es gibt manchmal in die rechte Ecke rutschende, junge Leute, die einem irgendwas schreiben. Da antworte ich dann schon. Die Story ist ganz oft „Ein Freund wurde von Türken zusammengeschlagen“ oder so in die Richtung. Das verstehe ich dann ja auch. Das ist natürlich nicht toll, wenn sein Freund verhauen wurde. Aber dann muss man halt zurückschreiben „Das tut mir auch wirklich leid für deinen Freund. Das ist auch nicht cool. Aber das hat nun mal nichts mit der Herkunft zu tun.“ Das ist einfach auch so. Andere Leute werden von anderen zusammengeschlagen. Das ist ja keine uniques Ding, dass Menschen andere Leute verhauen. Da antworte ich also schon und das klappt auch manchmal. Aber natürlich würden wir niemals mit einem überzeugten Kader reden. Das ist verschwendete Zeit und da haben wir auch keinen Bock drauf. Das ist völliger Quatsch.

R: Also könnte man kurz zusammengefasst sagen, wenn du das Gefühl hast, du kannst die Leute noch irgendwie erreichen, dann reagierst du drauf, aber wenn du merkst, du würdest eh gegen Wände laufen, dann scheißt du drauf?

J: Ja, genau. Aber klar, uns schreiben die irrsten Leute. Das Verrückteste sind echt die ganzen Querdenker-Atzen, die einem dann 1000 YouTube-Links schicken und schreiben, was sie doch alles im Internet gefunden haben. Also teilweise tun die mir schon wirklich leid, wie die ihr ganzes Leben in so einer krassen Welt, in ihrem Kopf verbringen. Da ist so ein überzeugter Nazi schon fast mehr bei sich. Also natürlich falsch, der hat auch einen Vollknall, aber bei manchen Leuten, denke ich mir, die brauchen wirklich ganz dringend psychische Hilfe, weil die da in ganz krasse Kanäle geraten sind. Aber naja, so ist die Welt.

R: Ich habe das während der Pandemie tatsächlich auch bei einer Familie im Bekanntenkreis mitbekommen, wie schnell das gehen kann. Davor waren das eigentlich ganz normale Leute. Aber die sind jetzt mittlerweile so dermaßen falsch abgebogen, dass man sich echt fragt, wie konnte das passieren?

J: Ja, genau. Sowas ist echt krass. Aber wie kriegt man da die Leute wieder raus? Das ist echt ganz, ganz schwierig.

R: Richtig. Da kann man mit Fakten oder wissenschaftlichen Studien kommen, wie man will, es hilft alles nichts.

J: Ja, das kannst du total vergessen. Das ist auch einfach das Besondere an Verschwörungstheorien. Egal wie sehr du das widerlegen willst, dass ist für denjenigen, der an diese Verschwörung glaubt, nur der Beleg, wie groß diese Verschwörung ist. Da sagst du dann zum Beispiel „Schau doch mal, da ist aber der Spiegel-Artikel von dann und dann.“ Aber nein, die Verschwörung ist so groß, dass selbst der Artikel gefälscht wurde. Dann kannst du halt aufhören. Es ist echt ein Phänomen. Verschwörungstheorien gab es ja schon immer, aber dass die mittlerweile so groß sind, hat natürlich auch mit Internet zu tun und jetzt durch die Pandemie eine irre Verbreitung gefunden. Wirklich ganz traurig. Ich muss echt sagen, die meisten von diesen Leuten tun mir auf eine gewisse Art echt leid, dass die ihr ganzes Leben und ihre Energie in so eine Scheinwelt stecken. Und dann geben die ihren Jüngern dort in der Szene auch noch ihr ganzes Geld. Es ist einfach nur traurig.

R: Es gibt in der linken Szene ja mittlerweile einige Künstler, die durchaus umstritten sind, wie z.B. Swiss mit dem ihr auch schon zusammengearbeitet habt. Wie nehmt ihr denn diese ganzen Diskussionen wahr?

J: Das müssen die Leute mit Swiss ausfechten…

R: Der war jetzt auch nur mal als Beispiel gedacht. Ich meinte damit, jetzt mal ganz dumm und platt gesagt, dass eben Linke auf Linke losgehen.

J: Ich glaub Streit in der Punkszene gab es schon immer. Gehört irgendwie dazu. Das ist ja auch völlig in Ordnung, wenn sich Leute mit etwas kritisch auseinandersetzen. Ich würde mir oft wünschen, dass -gerade im Netz, wo die Diskussionen besonders hart sind, weil alles anonym ist – die Diskussion netter und fairer ist, damit es auch zu etwas führt, anstatt dass sich alle einfach nur noch beschimpfen. Aber Streit gibt es letztendlich immer. Das ist richtig und wichtig. Man kann gerne über Dinge streiten. Es kommt eben nur immer drauf an wie.

R: Was können Freunde eurer Musik denn für dieses Jahr noch von euch erwarten?

J: Jetzt spielen wir natürlich erstmal noch all unsere Konzerte, die geschoben wurden und so geplant waren. Wir haben noch ungefähr 40 Shows inklusive Festivals bis zum Ende des Jahres. Das ist wirklich viel. Im Februar kommt dann unser neues Album und da machen wir eine große „25 Jahre ZSK“-Tour. Das wird ganz fantastisch. Da freu ich mich voll drauf. Außerdem kommt am 3.06. jetzt die erste Single vom neuen Album und der Vorverkauf startet. Wir sind in freudiger Erwartung von allem, was da kommt.

R: Habt ihr als Band nach all den Jahren eigentlich noch irgendwelche konkreten Ziele, die ihr erreichen wollt?

J: Klar, einmal mit Rancid ein Konzert spielen. Wie geil wäre das denn? Da würde ich echt einige für tun, vielleicht sogar Gliedmaßen abschneiden. Das müsste ich nochmal überlegen.
Ich glaube es ist schon wichtig, da nicht irgendwann einfach eine Routine zu kriegen, dass es langweilig wird und dann irgendeine Art Job ist. Ich habe manchmal das Gefühl, es gibt Bands – vielleicht jetzt nicht so sehr im Punkbereich, aber im mainstreamigen Rockbereich oder andere Musikrichtungen – wo ich das Gefühl habe, die spulen alles einfach nur noch so runter und es ist halt der Job und dann fährt man in die nächste Stadt. Wenn uns irgendwann das passiert, dann schieß ich mir doch lieber eine Kugel in den Kopf. Dann müssen wir echt aufhören. Aber für uns ist jeder Abend immer noch ein Abenteuer und wir haben so viel Freude daran.
Was wir natürlich auch machen: Wir haben diese Israel- und diese Russland-Tour gemacht, wir wollten eigentlich nach Japan fliegen, doch dann ging die Pandemie los, aber das holen wir auch noch nach. Wir wollen nach Australien auf Tour gehen. Wir spielen jetzt im Herbst auf Mallorca. Das sind alles so Dinge, wo die Leute uns fragen „Warum macht ihr das? Ihr verbrennt da doch nur Geld.“ Dann sag ich „Weil wir es können! Weil wir mit unseren besten Freunden zusammen unterwegs sein wollen und andere Leute in anderen Ländern kennenlernen wollen.“ Unsere Verbindung ist diese Musik. Das finde ich eben so faszinierend. Punk ist weltweit. Wir beide könnten jetzt zusammen nach Indonesien fliegen und wir würden da Punks treffen. Überall und das ist so cool! Es macht uns einfach eine unglaubliche Freude neue Leute und neue Länder kennenzulernen. Dadurch wird es auch nie langweilig. Wenn es langweilig wird, dann musst du echt aufhören, aber da sind wir noch ganz weit von entfernt.

R: Das merkt man bei euch auch, denke ich. Und das ist auch ein perfektes Schlusswort.

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